Eiche

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Die Eichen (Quercus) sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Buchengewächse (Fagaceae). Der deutsche Name ist mit dem lateinischen esca für Speise verwandt, was darauf hinweist, dass Eichenfrüchte früher große Bedeutung für die Schweinehaltung hatten.

Die Gattung umfasst etwa 400 bis 600 Arten, davon bis zu 450 in der Untergattung Quercus und bis zu 150 in der Untergattung Cyclobalanopsis. Bei dem römischen Autor Quintus Ennius (239–169 v. Chr.) findet sich der früheste literarische Beleg für den lateinischen Namen des Baums, 'quercus'.[1]

Inhaltsverzeichnis
1 Beschreibung
  1.1 Vegetative Merkmale
  1.2 Generative Merkmale
2 Ökologie
3 Verbreitung
4 Krankheiten und Schädlinge
5 Systematik
  5.1 Untergattung Quercus
  5.2 Untergattung Cyclobalanopsis
  5.3 Informationen zu einzelnen Arten
  5.4 Mooreiche
6 Kulturelles
   6.1 Religion
  6.2 Recht
  6.3 Symbolik
  6.4 Lieder
  6.5 Archäologie
  6.6 Sonstiges
7 Nutzung
  7.1 Eichenholz
  7.2 Eicheln
  7.3 Rinde
  7.4 Gallen
8 Medizin und Pharmakologie
9 Bekannte Eichen
10 Quellen
  10.1 Einzelnachweise
11 weiterführende Literatur
  11.1 Filmdokumentationen
12 Weblinks

Beschreibung
Vegetative Merkmale
Eichen-Arten sind sommergrüne oder immergrüne Bäume, seltener auch Sträucher. Die wechselständigen, einfachen Laubblätter sind dünn bis ledrig, gelappt oder ungelappt. Die Blattränder sind glatt oder gezähnt bis stachelig gezähnt. Die unscheinbaren Nebenblätter fallen früh ab (nur bei Quercus sadleriana sind sie auffälliger).

Generative Merkmale
Eichen-Arten sind einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Die meist zu mehreren an der Basis junger Zweige sitzenden Blütenstände sind eingeschlechtig. Die Blüten sind sehr einfach gebaut, wie es bei windbestäubten (anemophilen) Taxa häufig der Fall ist. Die männlichen Blüten sind in hängenden Blütenständen (Kätzchen) zusammengefasst. Die Blütenhüllblätter sind verwachsen. Die männlichen Blüten enthalten meist sechs (zwei bis zwölf) Staubblätter. Die weiblichen Blüten enthalten meist drei (bis sechs) Fruchtblätter und Stempel. Jede Cupula enthält nur eine weibliche Blüte.
Eichen sind insbesondere an ihrer Frucht, der Eichel, zu erkennen und in den einzelnen Arten zu unterscheiden. Die Eichel ist eine Nussfrucht. Sie reifen im ersten oder zweiten Jahr nach der Bestäubung. Jede Nussfrucht ist von einem Fruchtbecher eingeschlossen, der Cupula genannt wird.
Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 12.

Ökologie
Schon von alters her ist den Menschen aufgefallen, dass Eichen eine ungewöhnliche Vielfalt von Insekten beherbergen (bis zu 1000 Arten in einer Krone). Die Spezialisierung zahlreicher Insekten auf diese Bäume gilt als ein Zeichen des hohen entwicklungsgeschichtlichen Alters (Koevolution).
Die Eiche ist Nahrungshabitat der Raupen von vielen Schmetterlingsarten. Sie wird in Mitteleuropa nur von der Salweide übertroffen. Beide beherbergen über 100 Arten.

Verbreitung
Arten gibt es in Nordamerika, Mexiko, auf den Karibischen Inseln, in Zentralamerika, in Südamerika nur in Kolumbien, in Eurasien und in Nordafrika. Quercus ist die wichtigste Laubbaumgattung der Nordhalbkugel. Ein Schwerpunkt der Artenvielfalt ist Nordamerika.
In Deutschland sind die Eichen mit einem Anteil von neun Prozent des Bestandes im Flach- und Hügelland nach den Buchen die verbreitetste Laubbaum-Gattung. Noch höhere Anteile an den Beständen in einigen Wäldern nahe der Küste etwa im Lübecker Stadtwald sind noch immer auf die Bedeutung der Eiche für den Schiffbau im Mittelalter zurückzuführen. In Deutschland kommt die Eiche vor allem in Mischwäldern vor. Größere Eichenwälder sind selten.
Eichen traten bereits im Tertiär auf. Sie finden sich fossil schon vor zwölf Millionen Jahren, etwa in Sedimenten der Niederrheinischen Bucht.

Krankheiten und Schädlinge
Eichengallwespen: Diese verursachen die Bildung der Gallen auf den Blättern, die den Baum jedoch kaum beeinträchtigen.
Eichenwickler
Eichenmehltau (Microsphaera alphitoides)
Eichen-Prozessionsspinner
Eichenfeuerschwamm verursacht Weißfäule.

Systematik
Die Gattung enthält etwa 400 Arten. Die Gattung wird in die Untergattungen Quercus (die wiederum in Sektionen, darunter Weißeichen, Zerreichen und Roteichen gegliedert ist) und Cyclobalanopsis unterteilt (Arten-Auswahl):

Untergattung Quercus
Sektion Quercus; Synonym: Lepidobalanus; Weiß-Eichen; Vorkommen: Europa, Asien, Nordafrika, Nordamerika
  Amerikanische Weiß-Eiche (Quercus alba L.)
  Orientalische Weiß-Eiche (Quercus aliena Blume)
  Arizona-Eiche (Quercus arizonica Sarg.)
  Zweifarbige Eiche (Quercus bicolor Willd)
  Blau-Eiche (Quercus douglasii Hook. & Arn.)
  Portugiesische Eiche (Quercus faginea Lam.)
  Gambel-Eiche (Quercus gambelii Nutt.)
  Oregon-Eiche (Quercus garryana Douglas ex Hook.)
  Gall-Eiche (Quercus infectoria Olivier)
  Leierblättrige Eiche (Quercus lyrata Walt.)
 
 
Bur-Eiche (Quercus macrocarpa) – Früchte (mit Laub)
  Bur-Eiche (Quercus macrocarpa Michx.)
  Persische Eiche (Quercus macranthera Fischer & C.A.Mey.)
  Korb-Eiche (Quercus michauxii Nutt.)
  Mongolische Eiche (Quercus mongolica Fisch. ex Turcz.)
  Kastanien-Eiche (Quercus montana Willd.)
  Gelbe Eiche (Quercus muehlenbergii Engelm.)
  Traubeneiche (Quercus petraea (Mattuschka) Liebl.)
  Flaumeiche (Quercus pubescens Willd.)
  Stieleiche oder Deutsche Eiche (Quercus robur L.):

Säuleneiche (Pyramideneiche) (Quercus robur f. fastigata): Dieser Name ist nicht mehr gültig, sondern sie wird als gärtnerische Auslese, also als Sorte betrachtet.
  Virginia-Eiche oder Lebens-Eiche (Quercus virginiana Mill.)

Sektion Mesobalanus; wird oft zur Sektion Quercus gezählt; Vorkommen: Europa, Asien, Nordafrika:
  Algerische Eiche (Quercus canariensis Willd.)
  Japanische Kaiser-Eiche (Quercus dentata)
  Ungarische Eiche (Quercus frainetto Tenore)
  Armenische Eiche (Quercus pontica C. Koch)
  Pyrenäen-Eiche (Quercus pyrenaica Willd.)
 
 
Quercus coccifera
 
Quercus suber

Sektion Cerris; Zerr-Eichen; Vorkommen: Europa, Nordafrika, Asien:
  Japanische Kastanien-Eiche, auch „Gesägte Eiche“ oder „Seidenraupen-Eiche“ (Quercus acutissima Carruth.)
  Erlenblättrige Eiche (Quercus alnifolia Poech)
  Kastanienblättrige Eiche (Quercus castaneifolia C.A.Meyer)
  Zerr-Eiche (Quercus cerris L.)
  Kermes-Eiche (Quercus coccifera L., inkl. Quercus calliprinos L.)
  Steineiche (Quercus ilex L.)
  Libanon-Eiche (Quercus libani Olivier)
  Korkeiche (Quercus suber L.)
  Mazedonische Eiche (Quercus trojana Webb)
  Chinesische Korkeiche (Quercus variabilis Blume)

Sektion Protobalanus: Mit etwa fünf Arten; Vorkommen: Südwestliche Vereinigte Staaten, nordwestliches Mexiko:
  Quercus chrysolepis Liebmann
  Quercus palmeri Engelmann
  Quercus tomentella Engelmann
  Quercus vaccinifolia Kellogg ex Curran
 
Quercus palustris
 
Quercus rubra

Sektion Lobatae; Synonym: Erythrobalanus; Roteichen; Vorkommen: Nord-, Mittel- und Südamerika:
  Quercus acerifolia
  Quercus agrifolia Née
  Quercus arkansana Sarg.
  Quercus buckleyi
  Scharlach-Eiche (Quercus coccinea Münchh.)
  Quercus ellipsoidalis E.J. Hill
  Quercus emoryi
  Sichelblättrige Eiche (Quercus falcata Michx.)
  Quercus georgiana M.A. Curtis
  Quercus graciliformis
  Quercus gravesii
  Quercus hemisphaerica W. Bartram ex Willd.
  Quercus hypoleucoides
  Busch-Eiche (Quercus ilicifolia Wangenh.)
  Schindel-Eiche (Quercus imbricaria Michx.)
  Quercus incanaW. Bartram
  Quercus inopina
  Kalifornische Schwarzeiche (Quercus kelloggii Newb.)
  Gabel-Eiche (Quercus laevis Walt.)
  Quercus laurifolia Michx.
  Nordamerikanische Roteiche (Quercus lobata Née)
  Schwarz-Eiche (Quercus marilandica Muenchh.)
  Myrtenblättrige Eiche (Quercus myrtifolia Blume)
  Wasser-Eiche (Quercus nigra L.)
  Quercus pagoda Raf.
  Sumpf-Eiche (Quercus palustris Münchh.)
  Quercus phellos L.
  Quercus pumila Walter
  Quercus robusta
  Roteiche (Quercus rubra L.) .
  Shumards-Eiche (Quercus shumardii Buckl.)
  Quercus tardifolia
  Quercus texana Buckley
  Färber-Eiche (Quercus velutina Lam.)
  Quercus viminea
  Quercus wislizenii A. DC.

Untergattung Cyclobalanopsis

Sektion Cyclobalanopsis; Vorkommen: Asien:
  Immergrüne Japanische Eiche, auch Japanische Roteiche genannt (Quercus acuta Thunb.)
  Blaue Japanische Eiche (Quercus glauca Thunb.)
  Kerr-Eiche (Quercus kerrii)
  Bambusblättrige Eiche, auch Japanische Weißeiche genannt (Quercus myrsinifolia Blume)
 
 
Informationen zu einzelnen Arten
Die in Mitteleuropa heimischen Stiel- und Trauben-Eichen sind typische Vertreter der Weißeichen, wobei diese beiden Arten in weiten Bereichen gemeinsam vorkommen und zur Bastardisierung neigen, daher häufig nicht eindeutig zu differenzieren sind. Sie haben Blätter mit abgerundetem Rand. Sie sind sogenannte Lichtbaumarten, das heißt sie benötigen im Wachstum mehr Licht als etwa die Rotbuche und bilden selbst offene, lichte Kronen. Die Nutzung von Wäldern zur Waldweide (Hutewald) hat deshalb die Ausbildung von Eichenwäldern gefördert, weil die weidenden Tiere den Nachwuchs der Rotbuchen gehemmt haben. Das verkernende Holz der Weißeichen ist sehr dauerhaft und wurde viel im Schiffbau verwendet. Die heimischen Arten bieten etwa 350 Insektenarten einen Lebensraum.

Die ursprünglich im östlichen Nordamerika heimische Roteiche wird erst seit etwa 100 Jahren in Mitteleuropa angebaut. Man findet die Roteiche in Mitteleuropa in Parks und Botanischen Gärten, seltener werden sie in Forsten angebaut.

Roteichen zeichnen sich durch spitze Blätter aus, sowie durch Eicheln, die innerhalb von zwei Jahren reifen. Das Holz der Roteichen ist aufgrund von Porengängen nicht wasserdicht, und daherweniger wertvoll als das der Weißeichen. Es wird aufgrund der lebhaften Maserung vielfach für Möbel verwendet.
Mooreiche
 
Informationen zum Alter dieser Stämme
Eine Besonderheit stellt die Mooreiche dar. Dabei handelt es sich nicht um eine Baumart, sondern um Eichenstämme, die über Jahrhunderte in Mooren, Sümpfen oder in Flussufern gelegen hatten und ausgegraben wurden. Die Gerbsäure des Eichenholzes verbindet sich mit den Eisensalzen des Wassers, wodurch das Holz sehr hart wird und sich stark verfärbt. Die Verfärbung kann sehr unregelmäßig sein und variiert von hellgrau über dunkelgelb, dunkelbraun, blaugrau bis tiefschwarz. Diese subfossilen Eichen können 600 bis 8500 Jahre alt sein.

Kulturelles

Religion

In den alten Religionen, Mythen und Sagen war die Eiche ein heiliger Baum. Häufig wurde sie mit blitztragenden Göttern oder Götterfürsten in Verbindung gebracht.
Christentum: Die Eiche galt als Lebensbaum, sie stand in ihrem dauerhaften Holz und dem langen Leben des Baumes für das ewige Leben und das ewige Heil. Auch wurde der Baum mit der glaubensstarken Heiligen Maria in Verbindung gebracht. Die Eiche findet sich in der Gotik und der frühen Neuzeit etwa auf Bibeleinbänden.

Antikes Griechenland: dem Zeus geweiht bei den Griechen (Eichenorakel von Dodona)

Rom: dem Jupiter geweiht bei den Römern,

Kelten: Dem Himmelsherrscher und Wettergott Taranis gewidmet. Durch den römischen Geschichtsschreiber Plinius dem Älteren ist überliefert worden, dass die Kelten ohne Eichenlaub gar keine kultischen Handlungen vollzogen. Die sakrale Bedeutung der Eichen für die Kelten ist auch daran zu erkennen, dass das keltische Wort Druide für Priester von duir abgeleitet ist, was Eiche bedeutet. Auch die Wörter Türe und Tor haben ihren Ursprung im keltischen duir. Wer widerrechtlich einen Eichhain fällte, der war dem Tode geweiht.

Germanen: dem Gewittergott Donar (= Thor) geweiht. Die Sachsen beteten die Irminsul an. Es wird vermutet, dass es sich dabei um eine hohle Eiche handelte. Der heilige Bonifatius (Apostel der Deutschen) fällte die Donareiche bei Geismar im Jahr 723, um den zu bekehrenden Heiden zu beweisen, dass ihr Gott ein ohnmächtiges Wesen sei, das nicht einmal seinen Baum schützen könne.

Recht
Wegen der religiösen Bedeutung wurde unter den Eichen (wie auch unter Linden) Gericht gehalten (Gerichtsbäume, zum Beispiel Femeiche).

Symbolik
Eichen und Eicheln werden auch oft in Wappen verwendet. Hier das Gemeindewappen von Kirchardt.
 
Den Eichenbaum findet man im Wappen der Stadt Berga/Elster.
 
Eichenzweig – Rückseite der letzten deutschen Pfennigstücke
Symbol für die Ewigkeit (ein Eichenleben überdauert 30 Generationen)

„Eichenbaum“
  Deutschland: seit dem 18. Jahrhundert typischer deutscher Wappenbaum; insbesondere von Klopstock beförderter deutscher Nationalbaum
  Großbritannien
  Vereinigte Staaten

„Doppeleiche“
  Symbol für die Einheit Schleswig-Holsteins. In vielen Dörfern des Landes wurden um 1900 Doppeleichen, das heißt zweistämmige Eichen, gepflanzt. Im Schleswig-Holstein-Lied heißt es: Teures Land, du Doppeleiche, unter einer Krone Dach.

„Eichenlaub“
  Ornament in der Gotik
  Bestandteil von militärischen Rang- oder Ehrenzeichen:

Schulterstücke der Stabsoffiziere und Generale der deutschen und vieler anderer Armeen.

Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes
  Bestandteil deutscher Münzen

Vorderseiten vieler Münzen der Goldmark, Reichsmark, Mark der DDR und Deutschen Mark

Rückseiten der Pfennigstücke Deutschen Mark (1–10 Pfennig Eichenlaub, 50 Pfennig Eichen-Pflanzerin)

Rückseiten der deutschen Euromünzen zu 1, 2 und 5 Cent.

„Eicheln“
  Blattfarbe im Deutschen Blatt (Kartenspiel)

„Eichenkranz“
  Bürgerkrone im Römischen Reich
  Aufhängung des finnischen Ordens des Freiheitskreuzes
  Parteiabzeichen der NSDAP; der Adler als Hoheitszeichen hielt einen Eichenkranz in den Fängen
  Umfassung der Barettabzeichen der Bundeswehr

„Friedenseiche“
  Friedenseichen wurden in Deutschland an vielen Orten als Symbol gepflanzt, insbesondere nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870–1871.

„Olympia-Eiche“
  Anlässlich der Siegerehrung der Goldmedaillengewinner bei den Olympischen Sommerspielen 1936 wurde zusätzlich ein Eichensetzling in einem Tontopf mit der Aufschrift „Wachse zur Ehre des

Sieges – rufe zur weiteren Tat“ überreicht.

Lieder
Auch im deutschen Liedgut kommt der Eiche eine herausragende Bedeutung bei, wie etwa beim Niedersachsenlied: „(…) Fest wie uns’re Eichen halten allezeit wir stand, wenn Stürme brausen über’s deutsche Vaterland.“

Archäologie
In der Archäologie kann Eichenholz mit einer ausreichender Anzahl von Jahressringen mit Hilfe der Dendrochronologie zur Datierung herangezogen werden. Dies ist insbesondere bei der Datierung von Ereignissen hilfreich, die in vorgeschichtlicher Zeit stattgefunden haben. Die nordamerikanische Archäologie muss sich zu einem sehr großen Teil auf solche Methoden verlassen, da es keinerlei schriftliche Quellen aus der Zeit vor der europäischen Besiedelung gibt.
In den ur- und frühgeschichtlichen Siedlungen Europas gibt es viele Funde geschälter, verkohlter Eicheln allerdings selten in solchen Mengen wie in vielen Siedlungsgruben der bronzezeitlichen Siedlung Dortmund Oespel/Marten. Die Eicheln verkohlten vermutlich bei einem misslungenen Röstvorgang. Da Schälen und Rösten nicht erforderlich sind, wenn Eicheln als Schweinefutter dienen, ist anzunehmen, dass sie für den menschlichen Verzehr genießbarer gemacht werden sollten. Solche Vorgehensweisen kennen wir auch aus historischen Notzeiten. Das gehäufte Auftreten macht es jedoch fraglich, ob Eicheln nur in Notzeiten gegessen wurden. Eher waren sie eine leicht zu bevorratende Ergänzung im Speiseplan.

Sonstiges
Der Volksmund legt nahe, dass Eichen häufiger als andere Bäume vom Blitz getroffen werden („Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen“). Diese Aussage ist unwahr, vergleiche auch den Artikel über Blitze, Abschnitt „Verhalten bei Gewittern“.

Der Künstler Joseph Beuys präsentierte in Kassel zur documenta 7 das Werk „7000 Eichen“.

Nutzung

Eichenstämme haben in ihrer Mitte das graubräunliche Kernholz, welches durch die eingelagerte Gerbsäure den typischen sauer-würzigen Eichengeruch erhält; zur Rinde hin und scharf abgegrenzt sind zwei bis fünf Zentimeter helles, junges, noch saftdurchflossenes Holz, das Splintholz. Das Holz der Stiel- und Traubeneiche hat eine Rohdichte bei Darrfeuchte (p0) von 0,39 bis 0,93 g/cm³, im Mittel 0,65 g/cm³, es ist hart und gut spaltbar. Weitere technische Daten:

Elastizitätzsmodul aus Biegeversuch E [N/mm² ] 13000,
Zugfestigkeit längs Sigma ZB [N/mm² ] 110,
Druckfestigkeit längs Sigma DB [N/mm² ] 52,
 
Holz der Trauben-Eiche
Biegefestigkeit längs Sigma BB [N/mm² ] 95,
Bruchschlagarbeit Omega [kJ/m²] 60-75,
Härte nach Brinell [N/mm² ] längs 64-66, quer 34-41

Das wertvolle Hartholz gut gewachsener Stämme wird bevorzugt zu Furnieren verarbeitet. Kernholz hat eine hohe Verrottungsbeständigkeit und wird selten von Wurmfraß befallen. Splint dagegen sehr schnell. Eichenholz wird für Möbel, Treppen, Fußböden, Außentüren und Fenster, Fachwerk und im Wasserbau eingesetzt. Eichenholz gilt zudem als gutes Brennholz mit geringem Funkenflug. Sein Flammenbild ist jedoch nicht so schön wie bei Buchen- und Birkenholz oder bei Obsthölzern; außerdem ist der Heizwert etwas niedriger als bei der Rotbuche.
 
Eicheln
Die Früchte (Eicheln) sind reich an Kohlenhydraten und Proteinen und wurden zur Eichelmast genutzt. Man trieb die Schweine zur Waldweide in die Wälder. In ur- und frühgeschichtlicher Zeit sowie in Notzeiten wurden Eicheln von Menschen als Nahrungsmittel genutzt. Dazu müssen die geschälten und zerstoßenen Eicheln durch mehrmaliges Baden in Wasser allmählich von den wasserlöslichen Gerbstoffen befreit werden, was sich durch die ausbleibende Verfärbung des Wassers leicht erkennen lässt, wobei eine höhere Temperatur den Vorgang beschleunigt.[4] Danach können sie, zum Beispiel als Mehlersatz für Breie und Kuchen oder als Kaffeeersatz „Muckefuck“, verarbeitet werden, wobei bei letzterer Verwendung die Gerbsäure wahlweise auch nicht oder nicht vollständig entzogen werden kann, etwa aus medizinischen Gründen

Rinde
Aus der jungen, glatten Rinde wurden Gerbstoffe für die Lohgerberei gewonnen (Eichenschälwald). Die Borke der Korkeiche (Quercus suber) wird als Kork zur Herstellung von Korken, Korkfußböden und mehr verwendet. Von allen Eichenarten eignen sich nur ungefähr 180 zur Herstellung von Weinfässern, siehe auch Barrique. In der Volksheilkunde wurde borkenlose Eichenrinde genutzt, um Entzündungen im Mund und der Schleimhäute zu heilen.


Gallen
Aus den Galläpfeln, die von der gemeinen Eichengallwespe hervorgerufen werden, hat man früher dokumentenechte Eisengallustinte gewonnen.


Medizin und Pharmakologie
Alle Teile der Eiche, besonders unreife Eicheln, sind wegen der enthaltenen Gerbstoffe giftig und können zu gastrointestinalen Symptomen (Magenschleimhautreizung, Erbrechen, Durchfälle) führen (siehe dazu den Artikel: Liste giftiger Pflanzen). Die Eiche wird auf Grund dieses Gerbstoffgehaltes ihrer Rinde aber auch als Heilpflanze eingesetzt. Gesammelt wird die frische Eichenrinde im Frühjahr. Getrocknet und gemahlen kann daraus ein Sud gekocht werden, der sowohl äußerlich als auch als Tee (nie mehr als zwei Tassen täglich) angewandt wird.
Anwendungsgebiet innerlich: schwere chronische Entzündungen des Magen-Darm-Traktes.
Anwendung äußerlich: Einreiben von nässenden Ekzemen oder heißen Entzündungen.
Indirekte Gefahr: Der in Mitteleuropa immer stärker auffindbare Eichen-Prozessionsspinner siedelt sich ausschließlich auf Eichen an und birgt für den Menschen Gefahren: Die Larven des Eichen-Prozessionsspinners tragen Gifthaare, die auf der Haut und an den Schleimhäuten toxische und/oder allergische Reaktionen hervorrufen. Die Beschwerden reichen von heftig juckenden Hautausschlägen (Raupendermatitis) bis zu Asthmaanfällen. Da die mikroskopisch kleinen Gifthaare bis zu hundert Meter weit mit dem Wind vertragen werden können, stellen sie eine wichtige Ursache einer luftübertragenen Krankheit dar.


Bekannte Eichen
Die älteste Eiche in Europa soll die 1000-jährige Eiche Bad Blumau (Oststeiermark) sein. Zumindest wurde sie schon im Jahr 990 erstmals urkundlich erwähnt und wird auf etwa 1200 Jahre geschätzt. Ihr Stammumfang beträgt 8,75 Meter. Nach anderen Angaben soll eine Stieleiche in Bulgarien im Ort Granit, Bezirk Stara Zagora mit 1640 Jahren wohl der älteste Laubbaum Europas sein. Die älteste Eiche Deutschlands ist die Femeiche in Raesfeld-Erle, Kreis Borken, deren Alter auf bis zu 1500 Jahre geschätzt wird (Quelle: Brockhaus Enzyklopädie). Einen Stammumfang von 9,5 Metern hatte 1924 eine mächtige Eiche am Rande der Pommerschen Schweiz in der Gegend von Bad Polzin, die in einer Urkunde von 1321 als Grenzmal zwischen dem Land Belgard und dem bischöflichen Land Arnhausen genannt wurde und die als eine der ältesten von ganz Pommern galt. Als ihr Standort wird 1924 der (halbstündige) Wanderweg angegeben, der von Neu-Lutzig (Nowe Ludzicko) über den Bahnhof Lutzig (Bahnhof Stare Ludzicko) nach Dewsberg (Dziwogóra) führt.[6]

•    Betteleiche im Nationalpark Hainich: 600 bis 800-jährige Eiche mit 13 Meter Höhe, 5,6 Meter Umfang und geteiltem Stamm
•    Blüchereiche in Ratekau
•    Bräutigamseiche in Dodau bei Eutin
•    Dicke Eiche (Eisenach) in Berteroda: 1000-jährige Stieleiche Umfang 9,62 Meter und 16 Meter Höhe
•    Chełmoński-Eiche, Radziejowice (Woiwodschaft Masowien) Polen
•    Donareiche
•    Eiche am Emmertshof: Stammumfang 9,85 Meter, Kronenhöhe rund 20 Meter, größter Durchmesser über 30 Meter
•    Femeiche in Erle (Kreis Borken)
•    Sieben-Brüder-Eiche in Friesack
•    Friederikeneiche (ca. 1200 Jahre alt) im Hasbruch nahe der Stadt Delmenhorst
•    Grafeneiche inDie Eichen (Quercus) sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Buchengewächse (Fagaceae). Der deutsche Name ist mit dem lateinischen esca für Speise verwandt, was darauf hinweist, dass Eichenfrüchte früher große Bedeutung für die Schweinehaltung hatten.
Die Gattung umfasst etwa 400 bis 600 Arten, davon bis zu 450 in der Untergattung Quercus und bis zu 150 in der Untergattung Cyclobalanopsis. Bei dem römischen Autor Quintus Ennius (239–169 v. Chr.) findet sich der früheste literarische Beleg für den lateinischen Namen des Baums, 'quercus'.[1]

Quelle: Wikipedia

Hainbuche

Geschrieben von Webmaster. Veröffentlicht in Holz-Lexikon.

Systematik

Ordnung:     Buchenartige (Fagales)
Familie:     Birkengewächse (Betulaceae)
Unterfamilie:     Haselnussgewächse (Coryloideae)
Gattung:     Hainbuchen (Carpinus)
Art:     Hainbuche
Wissenschaftlicher Name
Carpinus betulus
L.

Die Hainbuche (Carpinus betulus), auch Weißbuche, Hagebuche oder Hornbaum genannt, gehört zur Gattung der Hainbuchen aus der Familie der Birkengewächse (Betulaceae). Sie wächst als mittelgroßer, laubabwerfender Baum in Europa und Westasien. Sie ist nicht mit der Rotbuche aus der Familie der Buchengewächse (Fagaceae) verwandt.

Inhaltsverzeichnis

    1 Name
    2 Merkmale
        2.1 Knospen, Blätter, junge Triebe
        2.2 Blüten und Früchte
        2.3 Wurzeln und Mykorrhizen
        2.4 Holz und Rinde
    3 Vorkommen
        3.1 Areal
        3.2 Standorte
    4 Systematik
    5 Krankheiten und Fraßfeinde
    6 Nutzung
    7 Quellen
        7.1 Literatur
        7.2 Einzelnachweise
    8 Weblinks

Name

Die Namen Hainbuche wie auch Hagebuche leiten sich vom althochdeutschen "haganbuoche" ab, wobei hag "Einzäunung", "Hecke" bedeutet und sich auf die Schnittfähigkeit der Pflanze bezieht. Ersterer, jüngerer Name steht ab dem Mittelalter zu Hain "kleiner Wald" als Wortbildung zu Hag, da Hainbuchen klimatolerant sind und auch auf dem freien Feld gut gedeihen und daher Haine bilden können. Der zweite Namensteil "Buche" rührt von der äußerlichen Ähnlichkeit mit der Rotbuche (Größe, Form und Nervenmuster der Blätter, glatte Rinde) her; in anderen Merkmalen (Habitus, Früchte) sind Hainbuchen und Buchen jedoch völlig verschieden. Von Hagebuche kommt das Adjektiv hanebüchen für derb, grob (hartes, zähes Holz).

Der Name Weißbuche beruht auf der im Gegensatz zur Rotbuche hellen Holzfarbe der Hainbuche.
Merkmale
freistehendes Exemplar im Winter
freistehendes Exemplar im Sommer

Die Hainbuche ist ein sommergrüner Laubbaum, der Wuchshöhen bis 25 Meter und Stammdurchmesser von bis zu einem Meter erreicht. Im Kaukasus wird der Baum bis 35 Meter hoch. Das Höchstalter beträgt etwa 150 Jahre. Die Stämme bilden in geschlossenen Beständen acht bis zehn Meter lange Schäfte aus, im Extremfall auch bis 18 Meter lange. Der Stamm hat meist einen unregelmäßigen Querschnitt (spannrückig). Häufig ist der Stamm krumm.

Die Äste sind bei jungen Bäumen senkrecht orientiert und biegen im Alter in die Horizontale um. Die Kronen sind dicht und setzen sich aus weit ausladenden Ästen der unteren Bereiche und senkrecht orientierten Ästen der oberen Bereiche zusammen. Freistehende Bäume bilden mächtige, breit-ovale Kronen.
Knospen, Blätter, junge Triebe
Doppelt gesägtes Blatt der Hainbuche

Die Winterknospen sind spindelförmig und fünf bis acht Millimeter lang. Sie liegen dem Trieb dicht an. Die Knospenschuppen sind braun bis rotbraun und am Rand bewimpert. Die Blütenknospen sind etwas größer und weniger spitz als vegetative Knospen.

Die wechselständigen Blätter sind vier bis zehn Zentimeter lang, zwei bis vier Zentimeter breit, eiförmig und am Ende zugespitzt. Der Blattrand ist doppelt gesägt. Es gibt 10 bis 15 parallel stehende Blattadern-Paare. Die Unterseite der Blätter ist anfangs behaart (zumindest in den Winkeln der Blattadern), später jedoch kahl. Die Herbstfärbung ist leuchtend gelb, die Blätter haften teilweise in braunem Zustand bis zum Frühjahr an den Zweigen.

Die jungen Triebe sind glänzend braun (bis grünlich braun) und schwach behaart. Später werden sie bräunlich-grau und kahl. Sie besitzen zahlreiche weiße, elliptische Lentizellen.
Blüten und Früchte

Hainbuchen sind monözisch, d. h. sie besitzen männliche und weibliche Blüten, die jedoch auf einem Individuum vorkommen. Den Blüten fehlen die Kronblätter. Die Blütenstände sind reduzierte Zymen. Blüten werden an den jungen Trieben angelegt, überwintern als Knospe und erscheinen kurz vor und zeitgleich mit den Blättern. Die Bestäubung erfolgt durch den Wind. Blütezeit ist im Mai.

Die männlichen Blüten stehen einzeln in den Zymen an vielblütigen Kätzchen. Diese sind hängend, vier bis sechs Zentimeter lang und gelbgrün. Eine Blüte besteht aus acht gespaltenen Staubblättern, eine Blütenhülle fehlt. Jede Blüte steht in der Achsel eines Deckblattes, Vorblätter fehlen.

Die weiblichen Blüten stehen zu zweit in Zymen. Jede Zyme steht in der Achsel eines Deckblattes. Alle Zymen zusammen bilden einen vielblütigen, zwei bis vier Zentimeter langen Blütenstand. Jede Blüte hat ein kleines, gewelltes Perianth und ist zudem von einem Deckblatt und zwei Vorblättern umgeben. Die Samenanlagen besitzen zwei Integumente, der Embryosack entwickelt sich nach dem Polygonum-Typ. Die Befruchtung verläuft chalazogam, die Entwicklung des Endosperms nucleär.
Keimling mit den beiden typischen linsenförmigen Keimblättern
Keimling mit Wurzel

Die Frucht ist eine kleine, einsamige Nuss, die in der Achsel eines dreilappigen, drei bis fünf Zentimeter langen Blattorgans steht, welches aus den Deck- und Vorblättern der Blüte entsteht. Dieses Blattorgan ist zunächst grün und dient der Versorgung der sich entwickelnden Frucht mit Assimilaten. Zur Fruchtreife vertrocknet es und dient als Flügel bei der Windausbreitung der Früchte. Zur Reifezeit (August/September) sind die Fruchtstände bis 17 Zentimeter lang. Die Früchte lösen sich aber erst im Oktober/November ab.
Wurzeln und Mykorrhizen

Hainbuchen bilden in tiefgründigen Böden tiefreichende Herzwurzeln aus. In feuchten Böden konzentrieren sich die Wurzeln in den obersten 35 Zentimetern, weshalb die Bäume solcher Standorte anfällig gegen Windwurf sind.

Die Art geht mehrere Formen von Ektomykorrhiza-Symbiosen ein, bevorzugt aber keinen spezifischen Partner. Als Symbionten sind rund 25 Arten von Ständerpilzen bekannt, aber nur wenige Schlauchpilze und Deuteromyceten.
Holz und Rinde
Technische Holzdaten
Rohdichte (r11)     0,69-0,95 g cm-3
Druckfestigkeit     64,7 MPa
Zugfestigkeit     104,9 MPa
Biegefestigkeit     105,0 MPa
Scherfestigkeit     8,33 MPa
Rinde eines alten Baumes

Das Holz der Hainbuche ist weiß bis gräulich-weiß, was ihr den Namen Weißbuche im Gegensatz zum rötlichen Holz der Rotbuche einbrachte. Es gibt keine Farbunterschiede zwischen Splint- und Kernholz. Das Holz ist gleichmäßig aufgebaut, Jahresringe sind nur schwer erkennbar. Das Holz der Hainbuche ist sehr hart und schwer, es ist härter als das der Buche und der Eiche (Härte nach Brinell 36 N/mm²). Diese Eigenschaft hat der Hainbuche - wie einigen anderen Baumarten - den Namen Eisenbaum eingebracht. Die Rohdichte beträgt im Mittel 0,82 g/cm³.[3] Das Holz hat im Mittel folgende Zusammensetzung: 18 bis 28 Prozent Lignin, 43 bis 49 Prozent Zellulose, 19 bis 27 Prozent Pentosane.

Die Rinde ist grau, dünn und glatt. Sie kann bei alten Bäumen in Längsrichtung aufreißen. Auch innerhalb der Rinde bilden sich ca. 0,12 Millimeter breite Jahresringe.
Vorkommen

Obwohl die Gattung Carpinus fossil bereits aus dem Tertiär bekannt ist, lässt sich die Hainbuche erst in Sedimenten aus dem Quartär nachweisen. Die eiszeitlichen Refugien der Hainbuche lagen in Südeuropa und im Kaukasus. Ab ca. 7000 v. Chr. wanderte sie nach Mitteleuropa ein. 5000 bis 4000 v. Chr. war sie bereits weit verbreitet. Etwa 2000 v. Chr. hatte sie ihre heutige Ausdehnung erreicht.
Areal

Das Areal der Hainbuche umschließt Mitteleuropa, Nordanatolien, den Kaukasus und das Elbrusgebirge. Die Nordgrenze in Europa verläuft von Südwestengland über Nordbelgien nach Norddänemark, wo die Hainbuche bei 57° 30' nördlicher Breite ihren nördlichsten Punkt erreicht. Weiter führt die Grenze über Südschweden durch Lettland, Litauen, Weißrussland und durch die Ukraine, wo sie den Dnepr nur geringfügig in östlicher Richtung überschreitet. In den Steppenregionen, die nordwestlich ans Schwarze Meer angrenzen, also in der Südukraine und in der Dobrudscha, fehlt die Hainbuche ebenso wie auf der Krim. Sie kommt im gesamten Kaukasus und in Küstennähe des Kaspischen Meeres auch im Elbursgebirge vor. Südlich der Pyrenäen, auf Korsika, Sardinien und Sizilien kommt die Hainbuche nicht vor, wohl aber auf der Apennin- und der Balkanhalbinsel. Auch in Anatolien kommt sie nur in einem schmalen Streifen entlang der Küste des Schwarzen Meeres vor.

Nahe ihrer Nordgrenze wächst die Hainbuche in Meereshöhe, in den Gebirgen steigt sie in folgende Höhen:

    Mitteleuropa: 700 bis 1000 m
    Seealpen: 1300 m
    Kaukasus: 2000 m
    Elbrus-Gebirge: 2300 m

Standorte
ca. 200 Jahre alte Schneitelbuchen im Urwald Sababurg

Die Hainbuche ist im subozeanischen Klima verbreitet. Sie verträgt warme Sommer, an ihrer östlichen und nördlichen Verbreitungsgrenze erträgt sie Temperaturen bis -30° C.

Im Süden des Areals wächst sie bevorzugt in feuchten, schattigen Tallagen bzw. in regenreichen Gebieten wie Nordanatolien, Colchis und an den Nordhängen von Kaukasus und Elbrus. Im Norden des Areals ist die Hainbuche relativ wärmebedürftig und meidet exponierte Lagen.

Optimale Wuchsleistungen erbringt die Hainbuche auf nährstoffreichen, mesotrophen bis eutrophen Böden, die frisch bis periodisch nass sind.

In Mitteleuropa wächst sie meist auf Braunerde und Pseudogley, die aus diluvialen Ton- bzw. Ton-Sand-Ablagerungen hervorgegangen sind. In Südeuropa und in den Gebirgen wächst sie auf Rendzinen, in Südost-Europa auf Lößböden.

Nach Heinz Ellenberg hat die Hainbuche folgende Zeigerwerte: Halbschatten bis Schattenpflanze, Mäßigwärme- bis Wärmezeiger, subozeanisch, mit Schwergewicht in Mitteleuropa, nach Osten ausgreifend. Bezüglich Feuchte, Reaktionszahl und Stickstoff ist die Art indifferent.

Die Hainbuche ist die Charakterart der Eichen-Hainbuchen-Wälder (Carpinion betuli).
Systematik

Innerhalb der Gattung Carpinus gehört die Hainbuche zur Sektion Carpinus. Schon 1753 wurde sie von Carl von Linné unter dem heute noch gültigen Namen Carpinus betulus beschrieben.

Es werden mehrere Varietäten unterschieden, die vor allem im Gartenbau Verwendung finden::

    var. angustifolia (Medwed.) O. Radde mit länglichen Blättern und konischen, stark gerippten Früchten, aus der Ukraine.
    var. carpinizza (Host) Neilr. mit kleinen, am Grunde herzförmigen Blätter mit sieben bis neun Adernpaaren, aus Rumänien.
    var. parva O. Radde mit kleinen, stark behaarten Blättern und aufgetriebenen Früchten, aus der Ukraine.

Des Weiteren sind auch mehrere Zierformen entstanden:

    'Columnaris' - anfangs mit säulenförmiger Krone, später eiförmig bis fast rund, dicht verzweigt, langsamwüchsig.
    'Fastigiata' - raschwüchsig, mit regelmäßiger Krone, anfangs säulenförmig, im Alter breit eiförmig.
    'Fastigiata Monument' - kompakt und säulenförmig wachsend, sehr langsamwüchsig.
    'Frans Fontaine' - säulen- bis eiförmige Krone, langsam wachsend und im Alter schmal bleibend.
    'Incisa' - mit schmalen, tief gelappten Blättern.
    'Quercifolia' - mit schmalen, rund gelappten Blättern.
    'Variegata' - mit gelb gefleckten Blättern.

Wie die meisten Carpinus-Arten besitzt die Hainbuche in ihrem südlichen Verbreitungsgebiet einen diploiden Chromosomensatz von 2n=16. Im Norden kommen jedoch überwiegend oktoploide Individuen vor.
Krankheiten und Fraßfeinde

Es sind mehr als 200 Pilzarten bekannt, die die Hainbuche befallen können, darunter etliche Mehltau- und Rostpilze. Von den holzzerstörenden Pilzen sind besonders die Weißfäule-Erreger wichtig, unter denen es jedoch keine Hainbuchen-spezifischen Arten gibt. Unter den über 70 Insekten- und Milbenarten, die die Hainbuche befallen, sind nur wenige auf die Hainbuche spezialisiert, zum Beispiel die Schildlaus Parthenolecanium rufulum Cockerell und der Borkenkäfer Scolytus carpini Ratz.

Junge Pflanzen können durch Rothirsch und Reh verbissen werden, Sämlinge und Früchte werden von verschiedenen Nagetieren gefressen.
Nutzung
Holzquerschnitt mit Falschkern
Bestand mit ehemals geschneitelten Hainbuchen

Die wirtschaftliche Bedeutung der Hainbuche ist heute eher gering. Das Holz wird wegen seiner Dichte und Härte zur Herstellung von Parkett und bestimmten Werkzeugen, zum Beispiel Hobelsohlen, für Werkzeughefte und Hackblöcke verwendet. Im Klavierbau verwendet man das Holz für die Hämmer. Die früheren Einsatzbereiche waren weit umfangreicher: Webstühle, Zahnräder, Schuhleisten, Stellmacherei, landwirtschaftliche Geräte und vieles mehr.

Die Hainbuche liefert hervorragendes Brennholz, welches sich jedoch nur außerordentlich schwer spalten lässt. In dieser Anwendung lag früher die Hauptnutzung der Hainbuchen. In Mitteleuropa wurde die Hainbuche durch den Menschen früher indirekt stark gefördert, da sie in den der Brennholzgewinnung dienenden Niederwäldern durch ihr hohes Stockausschlagvermögen gegenüber der Rotbuche einen eindeutigen Konkurrenzvorteil hatte.

Bereits in römischer Zeit, aber auch noch im Dreißigjährigen Krieg, wurden Wehrhecken (Landwehren) in Mitteleuropa zu einem großen Teil aus Hainbuchen angepflanzt. Die Hagebüsche wurden mit Äxten angehauen und umgeknickt. So wuchsen sie - zusammen mit Brombeeren, Heckenrosen und anderen Dornensträuchern - zu undurchdringlichen Gebilden, die "Knickicht", "Wehrholz", "Landheeg" oder "Gebück" genannt wurden. Im 11. Jahrhundert etwa legte Kurmainz eine Landwehr, das Rheingauer Gebück, an, das den ganzen Rheingau zwischen Nieder-Walluf und Lorchhausen gegen den Taunus hin abgrenzte. Die Landwehr war 50 bis 100 Schritt breit und nur an wenigen Stellen mit Durchlässen versehen. Für die Instandhaltung sorgte ein eigenes Haingericht. Viele Ortsnamen mit den Endungen -hagen und -hain weisen auf solche Landwehren hin.

Hainbuchen wurden früher oft regelmäßig geschneitelt, um Futter für das Vieh zu gewinnen. Es entstanden dadurch bizarre, knorrige und oft hohle Baumgestalten, die man in manchen Wäldern heute noch vorfindet.

Als Heilpflanze wird die Hainbuche in der Bach-Blütentherapie (Hornbeam, englische Bezeichnung für die Hainbuche ) gegen Übermüdung und Erschöpfung  und in der traditionellen Medizin nach Hildegard von Bingen gegen weiße Hautflecken (Vitiligo) eingesetzt. Im letztgenannten Fall werden die erwärmten Hainbuchenspäne auf die betroffenen Hautstellen gedrückt .

In Gärten werden Hainbuchen wegen ihres guten Ausschlagvermögens und ihrer dichten Belaubung gern als geschnittene Hecke gepflanzt. Auch als Alleebäume werden sie verwendet, hierfür gibt es schmalkronige Sorten. Die Hainbuche war Baum des Jahres im Jahr 1996 in Deutschland und im Jahr 2007 in Österreich.

Quelle: Wikipedia










 
     

Rotbuche

Geschrieben von Webmaster. Veröffentlicht in Holz-Lexikon.

Eurosiden

Ordnung:         Buchenartige (Fagales)
Familie:           Buchengewächse (Fagaceae)
Unterfamilie:   Fagoideae
Gattung:         Buchen (Fagus)
Art:               Rot-Buche

Wissenschaftlicher Name  Fagus sylvatica L.

Die Rotbuche (Fagus sylvatica) ist ein in weiten Teilen Europas heimischer Laubbaum aus der Gattung der Buchen (Fagus). In der Umgangssprache wird sie gewöhnlich als Buche bezeichnet. Die botanische Schreibweise Rot-Buche betont die Zugehörigkeit zur Gattung der Buchen. Sie ist mit einem Anteil von 14 % der häufigste Laubbaum in den Wäldern Deutschlands. In der Schweiz beträgt ihr Anteil 19 %, in Österreich 9 %. Der Namensteil "Rot" bezieht sich auf die leicht rötliche Färbung des Holzes. Da die Rotbuche die einzige in Mitteleuropa heimische Buchenart ist, wird der Zusatz zur Artbezeichnung meist weggelassen.

Rotbuchenreiche Laubmischwälder sind die potenzielle natürliche Vegetation großer Teile Mitteleuropas. Die Rotbuche gilt als Zeigerpflanze für ein atlantisches Klima.

Inhaltsverzeichnis

    1 Beschreibung

        1.1 Gestalt und Wuchs

        1.2 Rinde

        1.3 Blatt

        1.4 Blütenknospen, Blütenstand und Blüte

        1.5 Frucht

    2 Verbreitung und Standort

    3 Gefährdung und Schutz

    4 Forstliche Bewirtschaftung von Buchenwäldern

        4.1 Merkmale des Holzes

        4.2 Buche als Nutzholzlieferant

        4.3 Nutzung als Brennholz

        4.4 Die Buche und die Glasproduktion

        4.5 Nutzung als Nahrungsmittel

        4.6 Nutzung des Laubs als Streu und Viehfutter

    5 Die Rotbuche als Lebensraum

        5.1 Pflanzenfresser

        5.2 Holzbewohner

        5.3 Bodenflora

        5.4 Genereller Artenreichtum

    6 Sonstiges

    7 Ziersorten

    8 Einzelnachweise

    9 Literatur

    10 Weblinks

Gestalt und Wuchs

Die Rotbuche wächst als sommergrüner Baum und kann Wuchshöhen von bis zu 30 Meter, im dichten Wald auch bis zu 45 Meter erreichen. Der Stammdurchmesser kann im Freistand bis zwei Meter betragen. Sie kann bis zu 300 Jahre alt werden; in Einzelfällen sind auch ältere Exemplare gefunden worden.

Die Krone einer ausgewachsenen Buche kann bis zu 600 m² beschatten, sie blüht und fruchtet in einem Alter von etwa 30 bis 200 Jahren. In der Jugend unter 30 bis 50 Jahren ist sie auf idealen Standorten mit einem Jahreshöhenzuwachs von 40 bis 70 Zentimetern schnellwachsend, mit leicht schütterer und aufrechter Krone sowie zunächst deutlich seitlich wachsenden Zweigen. Bei einer Konkurrenzsituation mit anderen Bäumen zählt sie zu den spätdynamischen Klimax-Bäumen, die sich ab einem Alter von etwa 45 Jahren mit ihrem Längenwachstum durchsetzen.

Der erste Austrieb zwischen April bis Mai wird bis zu einer Länge von 40 cm sehr schnell geschoben und hängt zunächst leicht herab. Dann erst wird wie bei allen verholzenden Gewächsen zunehmend Lignin gebildet und die Zweige richten sich auf. Das Längenwachstum ist nach drei bis fünf Wochen abgeschlossen. Manchmal ist gegen Ende Juni auch ein sogenannter Johannistrieb zu beobachten.

Im höheren Alter lässt die Wüchsigkeit nach, und im Alter von etwa 100 bis 150 Jahren kann eine Rotbuche im Freistand bereits ihre maximale Höhe erreichen. Danach wächst sie langsamer und bekommt mit abnehmender Vitalität ab etwa 200 Jahren eine zunehmend dichtere Krone. Der Neuaustrieb wird dann kürzer und es werden schließlich nur noch wenige Zentimeter neu geschoben. Freistehende Exemplare können im Alter ausladende, regelmäßig und fein verzweigte ovale Kronen von 20 bis 30 m Durchmesser ausbilden, deren untere Zweige fast bis auf den Boden reichen. Ältere Starkäste sind fast waagerecht, ausladend und regelmäßig, wechselständig angeordnet. Der junge Austrieb bildet eine nach oben gerichtete Hauptknospe, den sogenannten Hauptast, und eine Seitenknospe. Der Lichtmangel innerhalb der Krone zwingt den Baum zu dieser symmetrischen und feinen Verzweigung mit deutlich horizontaler Blattstellung, während die Krone im Inneren durch die Dunkelheit keinen Neuaustrieb mehr zulässt.

Im Wald stehend wächst sie hingegen schlank und die unteren Äste sterben aus Lichtmangel früh ab. Der Kronenansatz liegt hier häufig erst in 10 bis 20 m Höhe. Einen maximalen Kronendurchmesser von 20 bis 30 Metern erreicht sie nur in den selten gewordenen sehr alten Wäldern, wenn andere Bäume in der Nachbarschaft absterben. Durch den Konkurrenzdruck um das Licht sind die Starkäste im Wald zum Teil eher aufrecht geneigt als waagerecht. Durch ihre Mächtigkeit, Symmetrie und hell ockerfarbene Herbstfärbung ist die Rotbuche ein beliebter Parkbaum.

Rinde

Die dünne Rinde der jungen Zweige ist anfangs dunkelgrün bis schwarz und glatt, aber schon nach wenigen Wochen wird sie heller. An Ästen und Stamm ist sie meist hellgrau mit über Jahrzehnte sichtbaren Narben bereits abgefallener Zweige, die am Stamm wie kleine Runzeln aussehen. Beim Dickenwachstum des Stammes und der Äste dehnt sich die Rinde mit, wobei sie erst feinste Längsrisse bildet. Das absterbende Phellem, der sogenannte Kork, schuppt nicht deutlich ab, sondern zerfällt zu feinem, hellgrauem Staub. Bei alten Rotbuchen wird die Rinde am Stammfuß gröber und rissig, aber im Gegensatz zu den meisten anderen Baumarten bleibt sie am Hauptstamm bis ins hohe Alter dünn und glatt. Eine Varietät der Rotbuche, die Steinbuche (Fagus sylvatica var. quercoides) bildet grundsätzlich eine dickere, sehr rissige Borke aus.

Blatt

Die Laubblätter sind eiförmig, haben eine kurze Spitze und sind am Grund keilförmig oder abgerundet. Sie sind zwischen 7 und 10 cm lang und bis zu 5 cm breit. Der Blattrand ist wellig-buchtig bis leicht gekerbt und behaart. An den Enden der sechs bis sieben Seitennerven sitzen kurze Zähne. Die Unterseite der Spreite ist locker bis dicht behaart auf den Hauptnerven, den Nervenachseln und auf den Intercostalfeldern. Der Blattstiel ist 1,0 bis 1,5 cm lang und behaart. Die jungen Laubblätter sind frischgrün, bisweilen auch blass, und seidig behaart. Im Sommer sind die Blätter dann oben glänzend dunkelgrün, unten hell. Im Herbst verfärben sich die Blätter zuerst blassgelb, später orangerot bis rotbraun. Vielfach bleiben die vertrockneten Blätter über den Winter an den Zweigen.[1]

Die Rotbuche blüht ab einem Alter von 30 bis 50 Jahren. Sie ist ein einhäusig getrenntgeschlechtiger (monözischer) Baum; die männlichen und weiblichen Blüten sind also an einem Baum zu finden. Die Blüten-Knospen sind hellbraun, spindelförmig schmal und spitz. Sie sind eingehüllt in zwei bis drei gegenständig angeordnete, doppelte Hüllblätter, die sich schuppenartig überdecken. Die Blüten erscheinen zeitgleich mit dem Blattaustrieb von April bis Mai. Die Blüten jeweils eines Geschlechtes stehen in Blütenständen zusammen. Die Büschel der männlichen Blüten, die auch als Dichasien bezeichnet werden, sind 3 bis 5 cm lang und hängen herab, wobei jede männliche Blüte vier bis sieben Staubblätter enthält. Aus den aufrecht stehenden weiblichen Blüten ragen jeweils drei rosafarbene Narben.

Frucht

Die auch als Bucheckern bekannten Früchte sitzen zu zweit in einem Fruchtstand zusammen. Rohe Bucheckern enthalten Trimethylamin (auch Fagin genannt) und sind dadurch leicht giftig. Eine leichte Giftwirkung ist auch darauf zurückzuführen, dass rohe Bucheckern viel Oxalsäure enthalten.

Nach einem trockenen heißen Jahr fällt die Bucheckernernte häufig besonders reichlich aus. Solche Mastjahre gehören zur Überlebensstrategie von Buchen. Würden sie jedes Jahr gleich viele Samen ausbilden, würden Mäuse, Wildschweine und Vögel ihre Population an dieses konstante Nahrungsangebot anpassen. Durch die nur gelegentlich überreichlich gebildeten Samen wird sichergestellt, dass mehr Samen ausgebildet werden als die Tiere zu fressen vermögen. Mastjahre stellen jedoch für die Bäume eine starke Belastung dar, da ein Baum etwa zwei Drittel des Jahresgewinns an assimiliertem Zucker zur Bucheckernproduktion verbraucht; daher werden nach einem solchen Jahr in deutlich geringerem Umfang Bucheckern ausgebildet, selbst wenn die klimatischen Voraussetzungen gut sind.

Auch in normalen Bucheckern-Jahren tragen Tiere über die Versteckausbreitung zur natürlichen Verjüngung der Bestände bei. Eichhörnchen, Rötel-, Wald- und Gelbhalsmaus legen Bucheckerdepots als Wintervorräte an, vergessen jedoch häufig ihre versteckten Früchte, die dann auskeimen können.

Verbreitung und Standort

Verbreitung der Fagus sylvatica

Fagus pliocenica Saporta, 1873, ein Fossil aus einer Formation des Tertiärs (genauer: aus dem Piacenzium, vor 3,6-2,6 Millionen Jahren)

Während der letzten Eiszeit wurde die Rotbuche aus Mitteleuropa verdrängt. Sie überlebte im Mittelmeerraum und begann ihre Rückeroberung des europäischen Verbreitungsgebietes vor etwa 10.000 Jahren. In Sedimenten des verlandeten Luttersees im Eichsfeld bei Göttingen treten ihre Pollen erstmals in der späteren Warmzeit vor etwa 4800 Jahren auf.

Das Verbreitungsgebiet der Rotbuche reicht heute von Süd-Skandinavien bis Sizilien. Im östlichen Mitteleuropa und im südlichen Skandinavien kommt sie bis in Höhenlagen von 500 m vor; in Westeuropa bis 800 m und in den südlichen Alpen bis in 1000 m. In west-östlicher Richtung reicht ihr Verbreitungsgebiet von der Atlantikküste Frankreichs, wo sie sehr häufig vorkommt, bis zur Weichselniederung im Nordosten Polens und den Karpaten in der Westukraine. Im subkontinentalen Polen kommt sie nur noch in geschützten Mischwäldern vor. Ein isoliertes Reliktvorkommen in Gebirgen der Krim am Schwarzen Meer umfasst vermutlich vor allem Hybride mit der Orient-Buche, die Population wurde teilweise als (intermediäre) Art aufgefasst und dann Fagus taurica Poplavska genannt.

Die Rotbuche ist eine ausgesprochene Zeigerart feucht-gemäßigten Klimas, der sogenannten nemoralen Zone. Sie ist an euozeanische bis subkontinentale Klimate gebunden. Ihr Gedeihen erfordert über 650 mm Jahresniederschlag und eine Jahresdurchschnittstemperatur über 8 °C. Die Verbreitung von Buchenreinbeständen ist nach Osten hin durch den Übergang zum subozeanischen Klima begrenzt.

Die Rotbuche bevorzugt nährstoffreiche, schwach saure bis kalkreiche, bindige, mäßig podsolierte Sand- bis Lehmböden. In trockeneren Regionen ist sie an bindige (lehmige) Böden gebunden. Staunässe und stark schwankende Grundwasserspiegel, wie sie im Auwald vorherrschen, sind ebenso wenig geeignet wie lange Dürreperioden.

Die Rotbuche ist in der Jugend relativ schattentolerant und zählt daher zu den Schattenbaumarten. Im Alter benötigt sie jedoch mehr Licht. Aufgrund ihrer hohen Schattentoleranz bei gleichzeitig starker Schattenwirkung ihrer weiten Kronen kann sie andere Baumarten auf den für sie geeigneten Standorten verdrängen. Unter natürlichen Bedingungen gelten reine Buchenwälder oder Buchenmischwälder als die typische potentielle natürliche Vegetation (Klimaxvegetation) im größten Teil der Tiefländer Westeuropas und auch in Deutschland.

Auf extensiv beweideten Flächen ist die Rotbuche der Traubeneiche (Quercus petraea) unterlegen. Nach der umstrittenen Megaherbivorenhypothese, die davon ausgeht, dass große Pflanzenfresser (wie Wisente, Auerochsen, Rothirsche und Wildpferde) die Vegetation Mitteleuropas in prähistorischen Zeiten entscheidend beeinflussten, ist die Dominanz der Rotbuche nicht als natürlich anzusehen. Die natürliche Vegetation Mitteleuropas war dieser Hypothese zufolge auch nicht von dichten, geschlossenen Wäldern, sondern von halboffenen Wäldern geprägt, wie man sie bis in die frühe Neuzeit großflächig in Hutewäldern vorfand.

Die Buchenwälder in Mitteleuropa lassen sich grob in drei standortbedingte Typen einteilen:

Die "Kalkbuchenwälder" sind an das Vorkommen kalkhaltiger Böden gebunden. Dieser Waldtyp ist daher besonders auf der Schwäbischen Alb, der Fränkischen Alb, dem Weserbergland sowie in den Alpen verbreitet. Auf feuchten Standorten sind der Buche hier Esche und Ahorne beigemischt.

Die Braunerde-Buchenwälder wären vor allem in Norddeutschland häufig, aber zum Beispiel auch am hessischen Vogelsberg. Auf Braunerden können Buchen ihr maximales Potential entfalten. Nur auf besonders nährstoffreichen und feuchten Standorten können hier noch Esche und die Ahorne neben der Buche existieren, auf sehr armen und trockenen Standorten sind Trauben-Eiche und selten Linden beigemischt. Von diesen Buchenwäldern sind nur noch wenige Reste vorhanden, sie sind größtenteils schon früh in landwirtschaftliche Nutzfläche umgewandelt oder durch Fichtenforste ersetzt worden.

Die bodensauren Buchenwälder wachsen auf sauren, eher nährstoffarmen Böden, wie sie aus älteren Moränen, entkalkten Lössen, Sandstein und Schiefern entstehen. Sie sind insbesondere im norddeutschen Flachland weit verbreitet. Auf den nährstoffärmeren Standorten dieses Waldtyps ist vor allem die Trauben-Eiche beigemischt. Auch diese Wälder sind weitgehend gerodet oder durch Fichtenforste ersetzt worden.

In Berglagen, und zwar in der montanen Höhenstufe, tritt die Rotbuche meist gemischt mit Weißtanne (Abies alba) und Fichte (Picea abies) auf und bildet mit diesen die "Fichten-Tannen-Buchenwälder".

Gefährdung und Schutz

Lichtdurchfluteter Buchenmischwald mit jungen Blättern im Frühjahr

Die Rotbuche ist in ganz Deutschland und Europa verbreitet und unterliegt keinem besonderen Schutz.

Forstliche Bewirtschaftung von Buchenwäldern

Auch in der Forstwirtschaft verjüngt man Buchenwaldbestände im Schutz der Altbäume. Für den Erfolg einer solchen gezielten Verjüngung ist die richtige Dosierung des Lichteinfalls entscheidend. Bei zu starker Öffnung droht den Keimlingen Frostgefahr sowie starke Behinderung durch den dann entstehenden Unterwuchs. Zu wenig Licht dagegen lässt die Keimlinge verkümmern oder verkrüppeln.

Buchenwälder brauchen auch danach noch eine regelmäßige und sorgfältige Durchforstung, um wirtschaftlich wertvolle Bäume zu liefern. In einem engen Verband stehende Bäume liefern lange und astfreie Stämme, wie sie beispielsweise im hochwertigen Möbelbau notwendig sind. Unter dem starken Konkurrenzdruck, der bei einem solch engem Bestand entsteht, entwickeln die Bäume jedoch unregelmäßige Kronen. Dieses führt wiederum zu starken Spannungen im Holz, so dass aufgesägtes Holz stark arbeitet und sich dabei spaltet oder propellerartig verzieht. Zu weit auseinanderstehende Bäume verästeln sich dagegen zu stark, was sie für eine hochwertige Verwertung ungeeignet macht.

Aus Buchenlaub entstehender Mull ist außerdem ein ideales Keimbett für andere Baumarten Mitteleuropas wie beispielsweise die Fichte oder die Weißtanne. Buchen wirken generell bodenverbessernd, da sich ihr Laub in einem bis zwei Jahren abbaut. Der waldbauliche Wert der Buchen ist mittlerweile unumstritten, nachdem Rotfäule, Windwurf und Borkenkäfer deutlich gemacht haben, wie anfällig insbesondere Fichtenreinbestände sind. Jedoch bleibt auch die Buche nicht von Krankheiten verschont. So gab es allein in Belgien in den Jahren 2000 bis 2002 über eine Million Festmeter Schadholz aufgrund eines Buchensterbens.

Merkmale des Holzes

Die Bezeichnung Rot-Buche ist eigentlich irreführend, denn das Holz ist nur leicht rötlich schimmernd. Ein tieferer Rotton entsteht durch das sogenannte Dämpfen. Dabei wird dem Holz die starke Neigung zum Verwerfen und zur Rissbildung genommen.

Das Holz ist feinporig und meist gleichmäßig gemasert, lässt sich gut hobeln und drechseln. Die Buche zählt zu den Reifholzbäumen, hat also einen farblich homogenen Aufbau über den gesamten Stammquerschnitt. Sie zählt allerdings zu den Bäumen mit einer fakultativen Bildung eines Farbkerns. Dieser wird als Rotkern bezeichnet. Der Rotkern tritt mit zunehmendem Alter und mit größerem Durchmesser des Baumes häufiger auf. Das rotkernige Holz der Buche erzielt geringere Preise als weißes Holz. Diese sogenannte Kernbuche wird mittlerweile jedoch in der individuellen Möbelherstellung immer häufiger nachgefragt. Aufgrund der großen Härte, nach Brinell 34 N/mm², wird es auch häufig als Parkett verwendet. Die Biegefestigkeit ist hoch, doch im gedämpften Zustand ist das Holz biegsam und zudem sehr plastisch, was direkt mit der kurzen Holzfaserlänge zusammenhängt. Aus diesem Grund werden gebogene Formteile aus dem Holz gefertigt, zum Beispiel Sitzmöbel mit anatomisch geschwungenen Elementen. Michael Thonet erfand 1830 ein Verfahren zum Biegen von Buchenholz und stellte damit seine mittlerweile weltberühmten Thonet-Stühle her.

Buche als Nutzholzlieferant

Als Nutzholzlieferant war die Rotbuche in der traditionellen Ökonomie der Eiche unterlegen. Die Eiche bot ein vielseitiger verwendbares Holz, das sich anders als das wenig fäulnisresistente Buchenholz auch für den Schiffbau und den Außenbau eignete. Die Eiche lieferte außerdem die Eicheln für die Eichelmast, die in der traditionellen Schweinehaltung eine große Rolle spielte. Überlegen war das Buchenholz dem Eichenholz lediglich in Bezug auf den Heizwert. Über lange Zeit wurde daher die Buche zugunsten der Eiche vernachlässigt. Der Forstingenieur Christian Küchli, der sich intensiv mit der Historie der europäischen Forstbäume beschäftigt hat, spricht daher von einem jahrhundertelangem Ausmerzen der Buche.

Größere forstwirtschaftliche Bedeutung erlangte die Buche erst mit der Entdeckung, dass eine Teeröl-Imprägnierung Eisenbahnschwellen aus Buchenholz 40 Jahre lang vor Pilzbefall schützt. Damit waren diese ebenso haltbar wie die aus Eichen gefertigten; die Forstbetriebe konnten für ihr Buchenholz so attraktive Preise erzielen, dass Aufforstungen mit dieser Baumart wieder lohnend erschienen. Um 1930 wurde nur noch die Hälfte des geschlagenen Buchenholzes verfeuert; die andere Hälfte wurde für Eisenbahnschwellen sowie Gebrauchsgegenstände wie Waschtröge, Wäscheklammern, Bürsten oder Kochlöffel verwendet. Dies änderte sich signifikant, als fossile Energieträger das Brennholz zurückdrängten und gleichzeitig aus Öl Kunststoff gewonnen wurde, aus dem nun die vormals aus Buchenholz hergestellten Gebrauchsgegenstände gefertigt wurden.

Heute liefert die Buche ein wichtiges Nutzholz für die Spielzeug- und Möbelindustrie, Parkett- und Treppenbau. Sie ist in Deutschland und Teilen West- und Mitteleuropas die mit Abstand häufigste Art der Laubbäume und hat einen Anteil von durchschnittlich 13,7 % an der deutschen Gesamtwaldfläche, der im Westen Deutschlands sogar bis 16 % betragen kann. Das Buchenholz ist zudem mit einem Einschlag von jährlich etwa sieben Millionen Quadratmetern (ca. 1/6 des Gesamtholzeinschlages in Deutschland pro Jahr) eines der bedeutendsten Laubhölzer als Nutz- und Industrieholz. In der Schweiz wurden Mitte der 1980er Jahre ein bis zwei Millionen Kubikmeter Buchenholz geschlagen. Lediglich sechs Prozent davon war hochwertig genug, um einer solchen Nutzung zugeführt zu werden.

Buchenholz wird sowohl als Rund- als auch als gedämpftes und ungedämpftes Schnittholz und als Furnier verkauft und verarbeitet; es stellt in Deutschland das wichtigste Laubholzsortiment dar. Neben Fichten- und Kiefernholz ist es das am meisten verwendete Industrieholz, auf der anderen Seite liefert es jedoch auch sehr begehrte Spezialhölzer für zahlreiche Verwendungen. Eingeschränkt nutzbar ist das Holz nur als Konstruktions- und Bauholz in massiver Form aufgrund der mangelhaften Standfestigkeit. Insgesamt sind mehr als 250 Anwendungsfelder für Buchenholz bekannt. Etwa die Hälfte wird dabei als Industrieholz bei der Herstellung von Span- und Faserplatten sowie zur Zellstoffherstellung in der Papierindustrie und insbesondere als Chemiezellstoff für die Produktion von Regeneratfasern wie Viskose und Lyocell für die Herstellung von Textilien und technischen Garnen verwendet.

Nutzung als Brennholz

Buchenholz ist ein hervorragendes Brennholz mit einem Brennwert von 19,7 MJ/kg, das sich durch sehr langes, ruhiges Brennen, starke Glutbildung und einen hohen Heizwert auszeichnet. Aufgrund der starken Glutbildung eignet es sich gut zum Grillen. Die Wertschätzung der Rotbuche als Brennholz führte zu spezifischen, heute kaum mehr praktizierten Formen der Bewirtschaftung, bei denen die Bäume immer wieder zurückgeschnitten werden (Niederwaldbetrieb). Büschelbuchen und Kopfbuchen sind die Wuchsformen, die aus dieser Holzgewinnung resultieren.

Büschelbuchen entwickeln sich, wenn man entweder einen jungen Baum bis knapp über den Boden zurückschneidet und der Baum erneut austreibt oder man mehrere Setzlinge in ein Pflanzloch setzt. Heute gibt es nur noch wenige alte Büschelbuchen, häufig stehen diese als Naturdenkmäler unter Naturschutz. Von Kopfbuchen spricht man analog zu den Kopfweiden bei in Brusthöhe abgesägten Buchen, die man zur erneuten Holzgewinnung wieder nachwachsen lässt. Dies führt zu einem Krüppelwuchs, der den Bäumen ein bizarres Aussehen verleiht. Alte Exemplare sind unter anderem noch im Kottenforst der Stadt Bonn sowie im Urwald Sababurg zu sehen.

Rotbuchen bilden gelegentlich sogenannte Trauerformen aus. Diese zeichnen sich durch eine kurze Hauptachse aus, von der viele Seitenzweige mit verstärktem Längen-, aber geringem Dickenwachstum ausgehen. Die langen Seitenzweige hängen schleppenartig herab. Solche Trauer- oder Pendulaformen überdauern normalerweise im Unterstand der Wälder. Die an den schirmartig überhängenden Zweigen positionierten Blätter können die durch den Oberbestand durchtretende Streustrahlung besser nutzen. Ändert sich der Lichteinfall, weil beispielsweise der Oberbestand nach Windbruch sich verringert, entwickeln solche Trauerformen normalerweise aus ruhenden Knospen einen steil aufrecht wachsenden Trieb, der aber häufig nach einem entsprechenden Längenwachstum erneut überhängt. Solche natürlich auftretenden Formen sind durch züchterische Eingriffe verstärkt worden und finden sich gelegentlich als Solitärbäume in Parks und Grünanlagen.

Die Buche und die Glasproduktion

Im Mittelalter und der frühen Neuzeit diente Holzasche zur Waschlaugenherstellung und zur Glasproduktion. Besonders zur Glasherstellung wurden Buchenbestände massiv abgeholzt. Zwei Teile Buchenasche mit einem Teil Sand ergab das grüne Waldglas. Der Holzbedarf für die Glasherstellung war enorm. Für 100 Kilogramm reine Pottasche benötigten die Glaser rund 200 Kubikmeter Holz. Weitere 100 Kubikmeter waren notwendig, um die Pottasche zu Glas aufzuschmelzen. Auch dafür wurde bevorzugt Buchenholzkohle verwendet.

 Die abgeholzten Buchholzbestände wurden bevorzugt mit Fichten aufgeforstet. Dabei entstand ein Waldtyp, den man als "Glaswald", "Glastobel" oder "Schmelzwald" bezeichnete.

 Nutzung als Nahrungsmittel

Bucheckern spielten in der Vergangenheit in der menschlichen Ernährung eine Rolle. Trotz der leichten Giftigkeit wurde im 19. Jahrhundert und in den Notzeiten nach dem Zweiten Weltkrieg aus den Nüssen Öl gepresst, das sowohl beim Kochen als auch als Lampenöl Verwendung fand. Eine Handvoll Bucheckern kann wegen ihrer Inhaltsstoffe (Trimethylamin, auch Fagin genannt, und Blausäure-Glykoside) bereits Unwohlsein hervorrufen. Die essbaren Blätter der Buchen gelten als entzündungshemmend. So wurden sie bei Zahnfleischproblemen zerkaut oder bei Geschwüren als Wundauflagen genutzt.

Nutzung des Laubs als Streu und Viehfutter

Die bodenverbessernden Eigenschaften des sich relativ langsam zersetzenden Buchenlaubs machte man sich früher in den Bergregionen nutzbar. In diesen Regionen konnten häufig keine Getreidearten angebaut werden, die ausreichend Stroh für die Stallhaltung lieferten. Laubbaumarten waren in diesen Regionen außer der Buche nur selten zu finden. In vielen Regionen war es daher über Jahrhunderte hinweg Brauch, dass Frauen und Kinder das Buchenlaub sammelten, das anschließend als Stallstreu genutzt wurde. Dabei wurden die Wälder regelmäßig "leergefegt", und Buchenlaub kam sogar in den Handel. So wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts Hunderte von Schiffsladungen vom schweizerischen Brienzersee aus in den Handel gebracht. Die Entfernung des Laubes verhinderte die natürliche Verjüngung, da den Buchenkeimlingen der natürliche Schutz vor den winterlichen Frösten fehlte. Für die Landwirte war sie jedoch eine Notwendigkeit, um ihre Höfe wirtschaftlich zu betreiben. Die Laubsammlung stand ähnlich wie die Eichelmast unter Forstwissenschaftlern schon im frühen 19. Jahrhundert in dem Ruf, die Wälder nachhaltig zu schädigen. Christian Küchli führt die umfangreichen Lawinenverbauungen, die heute aufgrund eines fehlenden Schutzwaldes in der Region des Brienzersee notwendig sind, auf diesen jahrhundertelangen Raubbau zurück.

Zu Bündeln gebundene junge Buchenzweige, die noch Blätter trugen, wurden als Winterfutter für das Vieh getrocknet. Besonders Ziegen fraßen diese Zweige gerne. Aber auch im Frühjahr, wenn die Buchen austrieben, wurden Buchenzweige an das Vieh verfüttert, weil damit die Milchleistung gesteigert werden konnte.

Die Rotbuche als Lebensraum

Die Rotbuche ist eine Baumart, die vergleichsweise wenige Habitatspezialisten und Endemiten aufweist. Ein möglicher Grund dafür ist die vergleichsweise späte Wiederausbreitung der Art aus den glazialen Refugialräumen, die wenig Zeit für koevolutionäre Anpassungen ließ. Willner, Moser & Grabherr (2004)[8] gehen (für die Flora) von einem "genetischen Flaschenhals" aus, weil in dem recht kleinen Refugialraum viele ökologische Bedingungen nicht gegeben waren. Die charakteristische glatte Rinde bietet speziell rindenbewohnenden (corticolen) Arten eine geringere Nischenvielfalt als grobborkige Baumarten (so von Wirth in Walentowski et al. 2010 für die Flechtenflora belegt). Eine Übersicht über die Biodiversität der Buche und der Buchenwälder bieten Helge Walentowski et al. sowie Peter Meyer & Marcus Schmidt.

Pflanzenfresser

Für ca. 170 bis 180 wirbellose Phytophagen (Insekten und Milben) ist die Buche eine ihrer Haupt-Wirtspflanzen (Übersicht bei Brändle & Brandl). Gut 100 weitere Arten fressen gelegentlich an Buche, kommen aber häufiger auf anderen Arten vor. Der Anteil der Spezialisten, die monophag (d. h. ausschließlich) an Rotbuche vorkommen, liegt bei ca. 27, d. h. bei einem Anteil von ca. 15 %. Die Buche liegt damit im Mittelfeld der Baumarten, aber vor allem hinter den Eichenarten deutlich zurück. Einzige monophag an Buche lebende Käferart ist der Buchenspringrüssler (Rhynchaenus fagi). 63 Großschmetterlingsarten wurden an Buche gefunden, darunter keine Tagfalterart und keine monophage Art. Auch Arten, die die Buche im Namen führen, wie der Buchen-Zahnspinner (Stauropus fagi), erwiesen sich als polyphag. Eine Blattlausart mit Buche als ausschließlichem Wirt ist die Buchenblattlaus.

Holzbewohner

Von den holzbewohnenden Käferarten zeigen 323 eine gewisse Bindung an Buchenholz. Monophag an Buche lebende Arten kommen aber in Mitteleuropa nicht vor (es gibt solche in den karpatischen Buchenwäldern). Von den 115 Käferarten, die als "Urwaldreliktarten" angesprochen werden, kommen an Buche 63 vor. Totholzbesiedelnde Käfer haben häufig ein breites Wirtspflanzenspektrum und sind eher vom Alter und der Dimension der Einzelbäume, der Habitatkontinuität und dem Mikroklima abhängig. Die Bedeutung der Buche ist danach deutlich geringer als diejenige der Eiche, liegt aber nicht auffallend niedrig. In der umfassenden Übersicht von Köhler wurden unter Hunderten holzbewohnender Arten nur 147 gefunden, die an irgendeine Laubbaumart eine (in Mitteleuropa) exklusive Bindung zeigten. Davon waren drei an Rotbuche gebunden (zum Vergleich: an Eiche 31).

Bodenflora

Buchenwälder sind im Vergleich mit Wäldern anderer Baumarten auf vergleichbaren Standorten arm an Krautarten, vermutlich durch das sehr stark schattende Kronendach. In sauren Buchenwäldern ist mit knapp 20, in mittleren mit gut 25 Krautarten zu rechnen. Artenreicher sind Kalkbuchenwälder mit ca. 30 Arten. In Europa gelten 110 Arten von Waldbodenkräutern als charakteristische Buchenbegleiter. In den deutschen Mittelgebirgen kommen davon 46 bis 52, im Tiefland noch 24 vor. Reich an buchenbegleitenden Arten sind die Gebirge des Nordbalkans, die nahe am vermuteten glazialen Refugiualraum der Art liegen.

Genereller Artenreichtum

Aus den Angaben kann nicht geschlossen werden, dass es sich bei Buchenwäldern generell um artenarme Lebensräume handeln würde. Speziell aus Untersuchungen in Naturwaldreservaten liegen beeindruckend lange Artenlisten für einige genauer untersuchte Wälder vor. Wie hoch die tatsächliche Artenzahl ist, ist kaum mit Sicherheit anzugeben. In zwei Naturwaldreservaten im hessischen Vogelsberg wurden 2328 bzw. 1873 Tier- und Pflanzenarten gefunden. Es kann aber vermutet werden, dass die Artenzahl eher weniger mit der Baumart Rotbuche zusammenhängt und die Bindung der vorkommenden Arten speziell an den Buchenwald eher gering ist. Walentowski et al.[9] kommen zu dem Fazit: "Für die meisten der betrachteten Artengruppen aus Flora und Fauna gilt, dass Buchenwälder des westmitteleuropäischen Tief- und Hügellandes vergleichsweise wenige an Buche gebundene, identifikationsstiftende Arten aufweisen und im Gegensatz zu südost- und südeuropäischen Buchenwäldern für sie keine Regional-Endemiten bekannt sind."

Bei Vergleichen von Buchenwirtschaftswäldern in der Schweiz mit (ökologisch vergleichbaren) karpatischen Buchen-Urwäldern in der Ukraine fanden Duelli et al. entgegen den Erwartungen im Urwald keine höheren Artenzahlen in zahlreichen untersuchten Gruppen von wirbellosen Tieren. In der Tendenz waren sogar die Wirtschaftswälder ein wenig artenreicher. Vergleiche deuten allerdings darauf hin, dass im Urwald die Zahl der spezialisierten Arten (z. B. der holzbewohnenden Käfer) höher ist.

Sonstiges

Rotbuchenhecken als Wetterschutz für Haus und Hof (bei Monschau in der Eifel)

Die Rotbuche war Baum des Jahres 1990.

Bei zahlreichen Ortschaften oder Landesbestandteilen war die Buche Namensgeber. Allein in der Schweiz sollen über 700 geographische Bezeichnungen Verbindung zu der Buche haben. Beispiele sind: Buchthalen (Schaffhausen), Bucheggberg, Schönenbuch, Buch am Irchel oder Buochs.

In der Eifel, insbesondere im Monschauer Heckenland, werden Rotbuchen als Hecken zur Feldumzäunung und als haushoher Windschutz verwendet. Viele Häuser sind dort von mächtigen Hecken umgeben.

Die Buche reagiert äußerst empfindlich auf Erdanschüttungen im Wurzelbereich. Schon eine Anhebung des Bodenniveaus um zehn Zentimeter um den Stamm kann die Buche mittelfristig zum Absterben bringen.

Ein baumkundliches Problem sind die sogenannten Rippelbuchen. Dabei handelt es sich um eine zumeist an Stämmen von 80- bis 100-jährigen Rotbuchen auftretende Erscheinung, deren Bedeutung und Ursache bislang nicht vollständig geklärt ist. Die Erscheinung ähnelt in ihrer Struktur Rippelmarken des Wattenmeeres oder einem alten Handwaschbrett (weswegen die betroffenen Buchen mitunter auch als "Waschbrettbuchen" bezeichnet werden). Das "Waschbrettmuster" tritt stets nur einseitig auf. Da es sich an den untersuchten Standorten (z. B. in Lübeck oder im Hessischen) um die windabgewandte Seite des Baumes handelt, wird vermutet, dass die Rippelbildung mit Windeinwirkung zu tun hat. Diese kann aber nicht die alleinige Erklärung für die Rippelbildung sein, zumal mitunter in unmittelbarer Nachbarschaft gleichaltrige Exemplare ohne diese markanten Rippeln stehen.

Quelle: Wikipedia